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Oktober 2020: Staatssekretär Lütke Daldrup will zweifach feiern

Es gibt Zeitgenossen, die behaupten Staatssekretär Professor Engelbert Lütke Daldrup habe den undankbarsten Posten, den ganz Berlin vergeben kann! Der promovierte Raumplaner ist seit 2017 Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) und auch für den Bau des Flughafens BER verantwortlich. Der anerkannte Fachmann, der bereits von 2006 bis 2009 unter Bundesminister Wolfgang Tiefensee Staatssekretär im Wohnungsbauministerium war, stand am 12. Februar 2018 in den Räumen der Berliner IHK Rede und Antwort.

2020 sollen die Korken gleich zweimal knallen

Lütke Daldrup, der im Oktober Geburtstag feiern kann, will im Oktober 2020 gleich zweifach feiern. Neben seinem Ehrentag soll dann auch endlich die Eröffnungsparty des Willy-Brandt-Flughafen gefeiert werden können. Der Berliner Staatssekretär ist so felsenfest vom festgesetzten Eröffnungsdatum überzeugt, dass er darauf „eine Kiste guten Weins verwettet.“ Allerdings war IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder nicht so freudig optimistisch wie Lütke Daldrup. Er möchte nur eine Flasche als Wetteinsatz beisteuern. Zu oft musste in der Vergangenheit ein angekündigter Eröffnungstermin nach dem anderen verschoben werden. Lang ist die Liste der Geschäftsführer, die bisher am BER verzweifelt und letztendlich auch gescheitert sind — beispielsweise Hartmut Mehdorn oder Karsten Mühlenfeld. Lütke Daldrup wies darauf hin, dass die Mitarbeiter an allen Berliner Flughäfen „tagein und tagaus sehr gute Arbeit leisten. Das wird leider oft übersehen.“ Ein Problem sieht er in den Langstreckenverbindungen, von denen Berlin mehr braucht. “Die Thematik „Drehkreuz Berlin" stellt sich heute ganz anders dar, als noch vor fünf Jahren. Das moderne Drehkreuz unserer Zeit ist das Reiseportal.“

Volles Verständnis hat Lütke Daldrup, dass der BER „die Geduld der Menschen sowie der Berliner und Brandenburger Wirtschaft strapaziert hat.“ Man müsse auch zugestehen, dass es im deutschen Baurecht eine Fülle von Vorschriften gebe. Außerdem müsse doch auch einmal die Frage aufgestellt werden, ob das eine oder andere nicht überreguliert sei. Jetzt sehe man aber Licht am Ende des Tunnels. Das liege auch darin begründet, dass sich der Eröffnungstermin im Oktober 2020 an den Gegebenheiten auf der Baustelle und an allen nötigen behördlichen Abnahme- und Prüfungsterminen richte. Ein „Sprint-Programm“, wie es unter dem damaligen Geschäftsführer Mehdorn einmal angedacht war, führe nicht zum Ziel. Löblich sei auch die Tatsache, dass Weltunternehmen wie Bosch und Siemens begriffen haben, dass weitere Verzögerungen am ihrem guten Ruf nagen.

Florian Swyter, MdA (li.) und Frank-Christian Hansel, MdA
Gebremste Feierlaune bei Florian Swyter von der FDP (li.) und Frank-Christian Hansel von der AFD

Parlamentarier von FDP und AfD sehen die Feierpläne kritisch

Unter den Zuhörern in der IHK traf man auch die beiden Parlamentarier aus dem Berliner Abgeordnetenhaus Florian Swyter (FDP) und Frank-Christian Hansel (AfD). Florian Swyter erklärte im Pressegespräch: „Da blicken wir mal gespannt auf den Oktober 2020. Wenn Herr Staatssekretär Lütke Daldrup von einer Überregulierung im Baurecht spricht, für mich vollkommen zu Recht, darf man ihn doch einmal fragen: Wann haben Sie zuletzt mit Bundesbauministerin Barbara Hendriks in dieser Sache telefoniert? Sie ist ja seit 2013 im Amt. Frau Hendricks und Herr Lütke Daldrup gehören beide der SPD an. Man darf den Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg ja gerne auch mal fragen, was er in seiner Zeit als Staatssekretär im Bundeswohnungsbauministerium zum Abbau der Überregulierungen unternommen hat.“ Für den wirtschaftspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus steht auch fest, dass man unbedingt den Flughafen Tegel aufrechterhalten muss. „Das verlangen schon die ständig steigenden Fluggastzahlen. Ein irgendwann mal eröffneter BER allein kann das nicht bewältigen.“

Auch Frank-Christian Hansel von der AfD spricht sich klar für die Offenhaltung von Tegel aus. Zudem fordert er „einen Sonderausschuss, der sich völlig ergebnisoffen mit dem BER befasst.“ Für ihn ist es auch vorstellbar, dass „es sowohl zu einem Sonderausschuss im Landtag Brandenburg als auch im Berliner Abgeordnetenhaus kommt. Ob es eines Tages aus den zwei Sonderausschüssen zum BER zu einem gemeinsamen kommen wird, kann man später immer noch entscheiden.“ Beide Parlamentarier wünschen sich, dass der Eröffnungstermin Oktober 2020 eingehalten wird, sie halten es aber so wie IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder, der „nicht so freudig optimistisch dem Termin Oktober 2020 entgegensieht wie Staatssekretär Lütke Daldrup.

Text/Fotos: VTN