Brandenburg

Beratungsstelle Pflege in Not Brandenburg hilft bei Konflikten in der Pflege

Informationen, Rat, Seelsorge und Schlichtungen sind in der Pflege älterer Menschen unverzichtbar. Damit können Notsituationen oder Konflikte bei dieser physischen und psychisch herausfordernden Aufgabe verhindert werden. Die Beratungsstelle „Pflege in Not Brandenburg“ (PiN) unterstützt bereits seit 2008 landesweit sowohl pflegende Angehörige als auch professionelle Pflegekräfte bei ihrer wichtigen Arbeit.

Seit 2014 arbeitet PiN sogar als Kompetenzzentrum. Rund um den „Welttag gegen die Misshandlung älterer Menschen“ (15.06.) besuchte Sozialstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt heute in Potsdam die Beratungsstelle und sprach mit den beiden hauptamtlichen Beraterinnen Claudia Gratz und Helga Zeike über die Arbeit und insbesondere darüber, wie Überforderungssituationen in der Pflege vermieden werden können.

Sozialstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt sagte: „Die häusliche Pflege hat im Land Brandenburg einen sehr hohen Stellenwert. Viele Angehörige, und es sind vor allem Frauen, versorgen liebevoll und nicht selten aufopferungsvoll in der Familie Pflegebedürftige, oft neben dem Beruf. Die Pflege eines hilfebedürftigen Menschen ist zweifellos für Angehörige und berufliche Pflegekräfte eine belastende Situation. Es ist nur allzu verständlich, dass es in diesem Alltag auch zu Konflikten kommt. Umso wichtiger ist es, Brücken für die Betroffenen zu bauen und Bewältigungsstrategien aufzuzeigen. Und wir müssen die Öffentlichkeit für dieses Thema immer wieder sensibilisieren und darüber informieren. Hier leistet die Beratungsstelle ‚Pflege in Not Brandenburg‘ eine sehr erfolgreiche Arbeit.“

‚Pflege in Not Brandenburg‘ steht als landesweites Kompetenzzentrum allen Betroffenen und Interessierten bei Konflikten in der Pflege älterer Menschen als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Das Angebot richtet sich sowohl an Menschen, die zu Hause gepflegt werden oder selber pflegen, als auch an professionelle Pflegekräfte in ambulanten und vollstationären Einrichtungen. Es hilft u.a. bei der Klärung von schwierigen Pflegesituationen oder bei der Suche nach Entlastungsmöglichkeiten.

Die beiden hauptamtlichen Beraterinnen werden von geschulten Ehrenamtlichen unterstützt. Im vergangenen Jahr konnten sie 180 Ratsuchende in über 550 Kontakten mit ihrem Angebot begleiten und entlasten. Die Unterstützung besteht nicht nur aus praktischen Angeboten, das Gespräch und die Situationsklärung vor Ort. Zu der Arbeit von PiN gehören auch die Netzwerkarbeit in allen Regionen Brandenburgs, die Qualifizierung von Multiplikatoren vor Ort (z.B. Beschäftigte in den Pflegestützpunkten und Beratungsstellen) sowie Fortbildungen und Schulungen im ambulanten und stationären Pflegebereich.

PiN-Beraterin Claudia Gratz erklärte: „Ein Pflegefall tritt in der Familie manchmal langsam, aber oft auch unverhofft auf. Angehörige werden dann unvorbereitet mit den Belangen häuslicher Pflegearbeit konfrontiert, gefordert – und auch überfordert. Situationen, in denen sich Überforderung und sogar Aggressionen zeigen, werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst und sind von Einzelfall zu Einzelfall verschieden. Gewalt in der Pflege hat viele verschiedene Gesichter. Das Zurückstellen eigener Bedürfnisse und Gefühle sowie das Aufzehren eigener Kräfte von Pflegenden spielen aber sehr häufig eine große Rolle. Dieses Thema zu tabuisieren wäre aber der absolut falsche Weg! Wichtig ist vor allem eine offene Diskussion ohne Vorurteile. Man muss Überforderung und aggressives Handeln frühzeitig erkennen, und dann gemeinsam daran arbeiten, Entlastungsmöglichkeiten zu finden.“

Im Land Brandenburg werden 78 Prozent aller Pflegebedürftigen im eigenen Zuhause entweder von Angehörigen allein oder mit Hilfe von ambulanten Pflegediensten versorgt. Im Ländervergleich ist das ein Spitzenwert. Fast die Hälfte der Pflegebedürftigen wird allein von Angehörigen, oft neben der beruflichen Tätigkeit, versorgt.

Das Sozialministerium hat in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle „Pflege in Not“ die Broschüre „Ich kann nicht mehr – Konflikte und Gewalt in der Pflege älterer Menschen“ veröffentlicht. Sie bietet pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräften Informationen, um Überlastungen frühzeitig zu erkennen und so Aggressionen und Gewalt besser vorbeugen zu können.

Die Broschüre erklärt die Entstehung von Aggressionen, thematisiert Konflikte und Belastungen in der häuslichen und professionellen Pflege. Außerdem werden rechtliche Aspekte sowie Adressen mit Hilfsangeboten aufgeführt. Die Broschüre enthält auch ein Interview mit den hauptamtlichen PiN-Beraterinnen Claudia Gratz und Helga Zeike. Die Broschüre kann kostenfrei unter www.masgf.brandenburg.de bestellt werden.

Die Beratungsstelle „Pflege in Not“ (https://pflege-in-not-brandenburg.jimdo.com/) wurde im Jahr 2008 als ein Projekt der Pflegeinitiative des Landes Brandenburg initiiert und mit Unterstützung des Sozialministeriums aufgebaut. Träger ist das Diakonische Werk Potsdam, gefördert wird die Arbeit vom Sozialministerium und von der AOK Nordost.

Das PiN-Beratungstelefon ist unter der Nummer 0180 265 55 66 zu erreichen (Sprechzeiten: Montag und Freitag: 9 – 12 Uhr, Mittwoch: 14 – 18 Uhr, Anrufbeantworter rund um die Uhr!).

 

Text: MASGF Brandenburg; Foto: pixabay.com