BerlinBrandenburg

Die SL Pagode – Ein Traumauto

Hochoffiziell spricht man vom Mercedes-Benz W 113. Bekannt ist dieses Fahrzeug als Pagode. Ein nach Innen gewölbtes „Hartes Dach“, also Hardtop, gab ihm diesen Kosenamen.

Fast 50.000 Pagoden produzierte man von 1963 bis 1971. Der Sportwagen schafft mit Schaltgetriebe problemlos um 200 Km/h. Heutzutage sind in Deutschland noch knapp 4.500 Pagoden zugelassen. Im Fernsehen und im Kino war der Wagen auch ein Hingucker. In dem 1966 gedrehten Film „Arabeske“ mit Gregory Peck und Sophia Loren tritt das Kultauto auf.

Ebenso sieht man eine Pagode in „Zehn-Die Traumfrau“ mit Bo Derek und Julie Andrews aus dem Jahre 1979. Richard Gere verzichtete in „Begegnungen“, einem Film aus dem Jahre 1994, auch nicht auf eine Pagode. In dem 1997 gedrehten deutschen Erfolgsfilm „Knockin on Heaven`s Door“ mit Til Schweiger, Jan Josef Liefers und Moritz Bleibtreu finden die Fahrten ans Meer mit dem Mercedes-Benz W 113 statt.

Selbst der Papst saß schon einmal in einer Pagode! Wobei hier fairerweise mitgeteilt werden muss, es handelt sich um den US-Darsteller Anthony Quinn. In dem 1968 entstandenen Drama „In den Schuhen des Fischers“ spielt er den fiktiven Pabst Kyrill. Übrigens ist Bundestrainer Jogi Löw begeisterter Padode-Fahrer. In Deutschland vertritt der „Mercedes-Benz-SL-Club Pagode e. V.“ die Liebhaber der Pagode.

In Ulm gründete man den Verein 1981. Er ist weltweit der einzige Pagode-Verein, der von der Daimler AG offiziell anerkannt worden ist. Rund 2.000 Mitglieder zählt der Verein. Diese Mitglieder sind in 12 deutschen Regionalclubs aufgeteilt. In der Region Berlin-Brandenburg zählt der Verein ca. 90 Mitglieder, die 75 Pagoden besitzen. Auf Bundesebene führt der gebürtige Bremer Werner Heidemann den Verein.

Er wohnt schon lange in Berlin. Seit 1970 unternimmt er alle Fahrten in einer Pagode. Er betont: „In unserem Verein besitzen nicht alle Mitglieder eine Pagode. Es ist die Liebe zu diesem Auto, die einen veranlasst, in unserem Verein einzutreten.“ Die Jahresmitgliedschaft ist sehr günstig. Sie liegt bei 75 Euro. Der Jahresbeitrag für eine Familie beträgt 100 Euro. Werner Heidemann weist auch darauf hin. „Wer eine Pagode kaufen möchte, tritt dem Verein bei. Wir schauen uns beispielsweise eine zum Verkauf anstehende Pagode an und beraten unser Mitglied bei einer Kaufentscheidung.“ Das „ganz besondere Fahrgefühl kommt in einer Pagode im Sommer auf. Man atmet die Düfte der Landschaft ein und genießt eine angenehme Fahrt.“

Zwei Dinge sind verpönt: Man rast nicht mit einer Pagode und man schleicht auch nicht und behindert so andere Verkehrsteilnehmer. „Was mich zum Freund der Pagode gemacht hat und noch immer so an diesem Auto fasziniert ist die Tatsache, es ist ein Oldtimer und ein ganz „normales“ Fahrzeug in einem. Hinzukommt, es ist pflegeleicht. Jeder ausgebildete Automechaniker kann es weltweit reparieren.

Auf gemeinsamen Fahrten merken wir das immer wieder, sei es in Nordafrika oder in Kleinasien. Eine Pagode ist auch kein Statussymbol. Eine Pagode ist ein Auto für Menschen, die besondere Autos zu schätzen wissen.“ Am 18. und 19. August findet in Berlin das große Jahrestreffen statt.

Teilnehmer dazu werden aus Neuseeland, der Schweiz, Schweden, Großbritannien und den Niederlanden erwartet. Präsident Heidemann rechnet mit insgesamt 150 Pagoden. Samstag gibt es 6 Ausfahrten. Am Sonntag kann jedermann die Pagoden kostenfrei von 10 bis 12 Uhr am Glockenturm auf dem Berliner Olympiagelände im Ortsteil Westend bewundern. Dieses Auto ist viel mehr als ein Oldtimer!

Eine Initiative, die mittlerweile im Deutschen Bundestag angekommen ist, betont den Status des Kulturgutes bei einer Pagode. „Wir reden hier von einem mobilen Kulturgut“, erklärt Präsident Heidemann. Von diesem „mobilen Kulturgut“ kann man sich persönlich in Westend überzeugen. „Interessierte Gäste sind uns dazu immer willkommen“, betont der Pagode-Bekenner Heidemann.

Text, Foto: VTN