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BLIND & HÄSSLICH: Filmpremiere in Berlin

BLIND & HÄSSLICH erzählt eine bezaubernde Liebe, die Jona (Naomi Achternbusch) und Ferdi (Tom Lass) erst herausfordert, dann vereint und gemeinsam stark werden lässt. Am 21. September feierte der Film von Regisseur Tom Lass in Berlin Premiere.

Über den Film: Ferdi hätte gerne eine Freundin, findet sich aber viel zu hässlich. Sein Lebenswille sinkt mit jeder gescheiterten mitmenschlichen Begegnung. Jona hingegen hat ihr Abitur geschmissen und ist von Zuhause abgehauen. Um bei ihrer Cousine im Berliner Blindenwohnheim wohnen zu dürfen, gibt sie vor, selbst blind zu sein. Als Ferdi die vermeintlich blinde Jona trifft, keimt in ihm Hoffnung auf eine erste Freundin. Zaghaft nähern sich die beiden an. Aber was passiert, wenn Ferdi herausfindet, dass Jona gar nicht blind ist?

Jonas Cousine Cécile wird gespielt von der blinden Jungschauspielerin Clara Schramm, die mit unbändiger Spielfreude gelungen das herausragende Ensemble ergänzt.

BLIND & HÄSSLICH trifft genau da, wo es zuerst ein bisschen weh tut und dann seltsam wärmt. Der brillante Nebencast liest sich als Who is Who des jungen deutschen Films, von Anna und Dietrich Brüggemann, Robert Gwisdek, Karin Hanczewski, über Axel Ranisch, Lana Cooper, Eva Löbau, Martina Schöne-Radunski, Jakob Lass und Schweizer Nachwuchstalent Dimitri Stapfer.

BLIND & HÄSSLICH ist eine Ko-Produktion von ZDF Das kleine Fernsehspiel (Christian Cloos), SHPN3 (Lasse Scharpen) und LassBros. Der Verleih daredo media bringt unter seinem Label Darling Berlin BLIND & HÄSSLICH ab 21. September in die deutschen Kinos.

Nun kommt es nicht alle Tage vor, dass eine blinde Schauspielerin eine blinde Mitbürgerin spielt. Bei Tom Lass ist es der Fall. Clara Schramm macht das so gut, das man nicht aus Mitleid von ihrer schauspielerischen Leistung beeindruckt ist, sondern man der festen Auffassung ist: Die Künstlerin spielt nur die Blinde. Bei ihr stimmt exakt Mimik, Gestik und der Tonfall. Da macht sich das liebenswerte Geschöpf beispielsweise auch mal Hoffnung, einen Freund zu finden. Die Annäherungsversuche sind einmalig liebenswert! Der Discopächter (Dimitri Stapfer), den sie so ins Herz geschlossen hat, will „die Kleine“ nur aushorchen über ihre Cousine, von der er schon ahnt, dass sie nur die Blinde spielt. An der „falschen“ Blinden ist er interessiert und gönnt sie nicht dem Ferdi. Für die wahre Blinde hat er weder Lust noch Zeit. Mit einem taffen „Nö, nicht interessiert? Dann eben nicht!“ nimmt sie die Abfuhr zur Kenntnis. Man möchte am liebsten diesem dubiosen Kneiper für sein Verhalten auf „die Fresse hauen.“ Bis einem einfällt: Bleib ruhig“ Nur ein Film und der Dimitri Stapfer spielt das Ekel so überzeugend echt, dass man aus dem Kinosessel aufspringen möchte mit geballter Faust.

Ist es eigentlich moralisch vertretbar, einen behinderten Menschen im Film mitwirken zu lassen? Oder sollte man viel häufiger beziehungsweise immer Mitbürger mit Handicap sich selber darstellen lassen? Darf man überhaupt über Menschen mit Handicap lachen? Nicht über ihre Behinderung, das versteht sich von selbst. Was ist, wenn ein behinderter Mensch einen Witz erzählt? Oder Slapstick-Künstler ist? Darüber sprach ein Mitarbeiter des Teltower Stadt-Blatt Verlages mit dem FDP-Parlamentarier Thomas Seerig. In seiner Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus ist er Sprecher für Menschen mit Handicap. Aufgrund einer Krankheit ist der Abgeordnete Mobilitätseingeschränkt. Er weiß also bestens, was es heißt, mit Handicap durchs Leben zu gehen.

Thomas Seerig erklärte: „Ich freue mich, wenn auch in Filmen die Lebenswirklichkeit von Menschen mit Handicap vorkommt. Wenn dies dann sogar mit Humor passiert, ist das der beste Weg zur gelebten Inklusion. Denn auch Menschen mit Handicap lachen gern und viel – auch über sich selbst. Wenn ein grundsätzlicher Respekt gegeben ist, darf nämlich auch mit und über Menschen mit Behinderung gelacht werden.“ Unser redaktionelles Fazit über diesen Film von Tom Lass lautet: Sehenswert pur!

 

Foto: Tom Lass (Bildmitte, mit Mikrofon) und sein Filmteam bei der Premiere in Neukölln

 

Text: VTN/Foto: AdN