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Theaterintendant Dan Lahav verstorben

Dan Lahav, der Intendant und künstlerische Direktor des Berliner „Theater Größenwahn“, der „Deutsch-Jüdischen Bühne Bimah“, ist am 14. Dezember 2016 im Alter von 70 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben.

Am 1. Februar 1946 kam er zur Welt. Seine Familie stammt aus Norddeutschland, etliche Familienmitglieder wurden von den Nazis ermordet. Seine Mutter flüchtete von Hamburg aus über Belgien nach Palästina und entkam Hitlers Schergen im letzten Augenblick. In Israel studierte er Schauspiel, Regie und Pantomime.

Nach erfolgreichem Studium wirkte Dan Lahav als Schauspieler und Regisseur. Seine Frau und seine beiden Söhnen gingen mit ihm 1981 nach Deutschland. Seine Triebfeder war von Anfang an, in Deutschland die jüdische Kultur aufrechtzuerhalten. Er wollte kein Theater gründen nach dem Motto „von Juden für Juden mit Juden“, sondern für das breite Publikum in Deutschland. Dem Land, das auch verantwortlich war an dem millionenfachen Holocaust an Juden.

2001 gründete er ein Theater in Berlin und gab ihm den Namen „Jüdisches Theater BAMAH“, wobei Bamah das hebräische Wort für Bühne ist. Nach über sechs Jahrzehnten Abstinenz hatte Berlin wieder eine jüdische Bühne. Diese Bühne war gleichermaßen der Tradition und der Moderne verpflichtet. Das Haus präsentierte sowohl klassisches ostjüdisches Theater als auch zeitgenössische Theaterstücke aus Israel. Mit aufwendigen Produktionen würdigte man große Namen wie Friedrich Hollaender, Georg Kreisler, Kurt Tucholsky, Heinrich Heine und Felix Mendelssohn. Aber auch sensible Themen wie sexuellen Missbrauch (“Teddybären weinen nicht”) und Homosexualität im Dritten Reich („Bent – Rosa Winkel“) hat Dan Lahav mit großem Einfühlungsvermögen umgesetzt.

Der Theatergründer war ein leidenschaftlicher Theatermacher, Querdenker und Verfechter für ein tolerantes Miteinander verschiedener Religionen. Dafür brachte er 2015 Jugendliche christlicher, jüdischer und muslimischer Prägung zusammen, um mit ihnen gemeinsam das viel gelobte Theaterstück „Shalom, Salam – wohin?“ auf die Bühne seines Hauses zu bringen. So hat er die Problematik des neuen Antisemitismus und des Antiislamismus vor dem Hintergrund einer Liebesgeschichte thematisiert.

Leider konnte Dan Lahav sein neues Projekt nicht mehr vollenden. Das Stück „Der Dibbuk“ von Salomon An-Ski wollte der Regisseur und Autor in die Neuzeit transportieren, in ein Flüchtlingslager in Griechenland 2016. Dan Lahav war ein steter Mahner gegen aufkommendes Braunes Gedankengut. Immer wieder wies er auch daraufhin, dass die Scheiben und Schaukästen seines Theaters nicht von Muslimen, von Arabern beschmiert worden sind. „Die Muslime gehen mit und ohne Kopftuch in mein Theater nachdem sie sich ordnungsgemäß eine Karte gekauft haben“, betonte er mit dem ihm eigenen jüdischen Humor. Dass er von einigen Neonazis sogar Morddrohungen erhielt, hinderte ihn nicht daran, aufrecht seinen Weg für Verständigung und Aussöhnung weiterzugehen, bis an sein Lebensende.

Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland e. V. (ZMD) sagte zum Tode von Dan Lahav: „Dan Lahav stand zugleich für Mahnung und Aussöhnung. Er hat den interreligiösen Dialog vorbildlich vorgelebt. Ich habe einen wirklich guten Freund verloren.“

Der Schauspieler Joachim Kelsch gehörte lange Zeit dem Ensemble des Jüdischen Theaters an. Er betonte: „Ich habe gerade mit Entsetzen erfahren, dass der Intendant des Theaters Größenwahn, Dan Lahav, verstorben ist. Ich habe ihm persönlich einiges zu verdanken. Sein Tod löst in mir eine große Trauer aus. In Gedanken bin ich bei den Angehörigen.“

Falko Liecke (CDU) ist Stellvertretender Bezirksbürgermeister von Neukölln und erklärte: „Ein großartiger Künstler hat die Berliner Bühne für immer verlassen. Dan Lahav hat die hiesige Kunstszene sehr bereichert. Ich bin tieftraurig.“ Florian Kluckert, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, teilte mit: „Mit dem Tod von Dan Lahav geht Berlin ein wenig kulturelle Vielfalt verloren. Seine scharfsinnige Satire, gepaart mit jüdischem Witz, leistete einen großartigen Beitrag für das kulturelle Zusammenleben in der Stadt. Dan Lahavs Inszenierungen konnten auf eine einzigartige und humorvolle Art und Weise jüdische Tradition und Kultur vermitteln.“

Rainer-Michael Lehmann (SPD) gehörte von 2001 bis September 2016 dem Berliner Abgeordnetenhaus an und wies darauf hin: „Dan Lahav hat Probleme der Zeit angesprochen und hat uns allen auch Lösungsmöglichkeiten gezeigt. Er hatte sich auch nie gescheut, hier und da anzuecken. Das großartige Theater Größenwahn hat nicht nur einen schmerzlichen Verlust zu beklagen, die gesamte Berliner Kulturszene wird Dan Lahav  vermissen und ihm nachtrauern.“

Dr. Robbin Juhnke (CDU) ist Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und sagte: „Mit Dan Lahav verliert die Stadt einen Theatermacher mit Leib und Seele, der Berlins Kulturlandschaft bereichert hat.“ Der Theatergründer, Intendant und Künstlerische Leiter Dan Lahav ist verstorben, sein Theater und sein Lebenswerk werden im „Theater  Größenwahn“ in Berlin-Charlottenburg fortgeführt.

 

Text/Foto: VTN